Italien - Sehnsuchtsorte im Süden

 

Künstlerreisen als Bildungserlebnis und Landschaften im südlichen Licht

Wenn gleich das arkadische Kunstideal nach dem Klassizismus als überholt galt - die Begeisterung für das Land im Süden und die italienische Lebensart war für deutsche Künstler/innen im 19. Jahrhundert weiter ungebrochen. Ob zum Studium der Meister der Renaissance oder zur Begegnung mit Kunstschaffenden fremder Nationen war Italien für deutsche Künstler auch Zufluchtsort um beengenden Lebensbedingungen zu entfliehen. Dies ging einher mit dem Bedürfnis nach innerer künstlerischer und persönlicher Befreiung. Die wissenschaftliche Exkursion zur Antike wich dem Wunsch, nun vor allem die Landschaft des Südens mit ihren klaren Formen und ihrem hellen Licht zu erfassen. Besonders beliebte Motive waren dabei Rom, Venedig, die Campagna, Sizilien oder der Golf von Neapel und die Amalfi-Küste. Zum Beginn der Moderne im Symbolismus und Jugendstil wurde das Zeitalter der Antike in suggerierten Erinnerungen und in Andeutungen eines Unerreichbaren und Versunkenen beschworen. War die Tradition der Grand Tour in der wilhelminischen Kaiserzeit für viele Künstler/innen auf ihrem Weg in den Orient Anlass, Italienbilder anzufertigen, so galt in der vom Akademismus abgespalteten Kunstszene um 1900 nun zunehmend Paris als wichtigster Anziehungsort. Zwischen expressionistischer Dramatik und neusachlicher Kühle wurden im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts legendäre Orte an der Küste wie auch im Landesinneren wieder in den Mittelpunkt gerückt. Dabei fand gleichzeitig auch die Beschäftigung mit der mediterranen Atmosphäre in farbkräftigen, lichtdurchfluteten Landschaftsbildern Einzug in die moderne Kunst.

 

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