Auf der Suche nach erhabenen Landschaften oder bei der Durchreise während der Grand Tour nach Italien - bereits seit der Zeit der Aufklärung, mit der der Schrecken einer unbekannten Bergwelt sein Ende nahm, entwickelten sich die Alpen für zahlreiche Künstler zu einem Sehnsuchtsort und Quell der Inspiration. Einer lebensfeindlichen Umwelt und extremen Witterungsverhältnissen zum Trotz zog es im 19. Jahrhundert zahlreiche Künstler an Gletscher und tiefe Schluchten, Felsformationen von monumentaler Schönheit, Wasserfälle und Wildbäche. Insbesondere in der Romantik spiegelte sich die Bewunderung für die Erhabenheit der Natur und die Suche nach dem Göttlichen in alpinen Landschaftsdarstellungen wieder. Wich die idealistisch überhöhte Gebirgsdarstellung im Laufe der Zeit dramatisierenden, idyllischen oder dokumentarischen Erzählperspektiven, so erfreuten sich im ausgehenden 19. Jahrhundert monumentale Gipfelpanoramen großer Beliebtheit. In spontan gewählten Ausschnitten konnte dabei das unmittelbare Naturerlebnis in unwirtlichen Gipfelregionen nachempfunden werden. Mit der Wandlung der Alpen zum Reiseziel um die Jahrhundertwende in der auch die Präsenz der Fotografie zunahm, war das Hochgebirge nicht mehr nur Entdeckungsraum sondern auch zum Erholungsziel für Wanderer und Skifahrer geworden. In der Abgeschiedenheit der Bergen fanden Ruhesuchende auch nötigen Abstand vom hektischen Stadtleben. In der expressionistischen Malerei thematisierten die Künstler/innen in vereinfachter und stilisierter Darstellung hingegen nicht mehr nur die Größe und Erhabenheit. Ebenso gestalteten sie dabei den Charakter der Bergwelt, der zwar unnahbar und rätselhaft ist, trotz der abschreckenden Größe und Unwirtlichkeit jedoch für Menschen erlebbare Dimensionen hat. Der Rückzug in die Berge wird dabei zu einer Rückbesinnung auf sich selbst und in zunehmender Abstrahierung gleichzeitig auch Ausdruck menschlicher Gefühle.
